Was mich 2018 bewegt hat

Oder: Wenn du mich fragst, woher ich meine Weisheiten habe (Teil 2)

(Hier geht es zu Teil 1)

 

Weisheit kommt natürlich nicht vom Bücherlesen, sondern nur durch Erfahrung. Erfahrungen stehen aber durchaus auch in Wechselwirkung mit Inspirationen durch Menschen – in erster Linie natürlich diejenigen, denen man persönlich begegnet oder wenigstens live zum Beispiel bei einem Vortrag erlebt. Schlussendlich können auch gedruckte Sätze einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

2018 stand für mich im Zeichen grundlegenden Hinterfragens unserer Ökonomie. Ich bin sicher nicht der einzige mit der Vermutung, dass ein Teil der Wirtschaft nicht vorrangig dem Gemeinwohl dient, obwohl es in vielen Verfassungen weltweit, so auch im Grundgesetz und sogar ganz explizit ausformuliert in der Bayrischen Verfassung steht. Das Konzept der Gemeinwohlökonomie liefert einen Ansatz, den ich zwar gegenwärtig noch nicht für mehrheitsfähig, aber durchaus für lesens- und diskussionswürdig halte. Ein äußerer Rahmen ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Für die innere Haltung empfehle ich achtsames Wirtschaften

 

Wirtschaft und Unternehmen sind meine beruflichen Themen. Ich bin davon überzeugt, dass in der Art des Wirtschaftens die Weichen gestellt werden, wie es in Zukunft um die Menschheit bestellt sein wird. Die als brennend empfundenen Probleme wie globale Erwärmung, Krieg und Migration hängen eng und vielschichtig miteinander zusammen. Alle drei Probleme sind zwar auch Ursache, in erster Linie und in viel höherem Maße jedoch Folge wirtschaftlichen Verhaltens ganzer Staaten, Konzerne, letztendlich – nur dort hat ein jeder von uns seinen größten Einfluss! – unseres individuellen Konsums von Produkten, dem Energieverbrauch und des Abfallverhaltens. Der Key Performance Indikator (KPI) heißt ökologischer Fußabdruck. Und weil mir aufgrund der Faktenlage der Glaube an die Rettung der Welt mitunter abhanden kommt, freue ich mich über Erde 5.0, einem optimistischen Ausblick von Karl-Heinz Land, wie wir Digitalisierung und die Rettung der Erde zusammenbringen können. Ebenfalls in diesem Jahr erschien postum Factfulness des 2017 verstorbenen schwedischen Arztes und Bevölkerungsforschers Hans Rosling. Er zeichnet anschaulich und angenehm unaufgeregt, welche Entwicklungen er in Sachen Armut, Reichtum, Bevölkerungswachstum und Gesundheit durch seine langjährige Arbeit sowohl in der Dritten Welt als auch mit seiner Gapminder-Stiftung konstatiert – oft diametral verschieden zu unseren Annahmen, die statt auf Fakten fast immer auf Vorurteilen fußen. Unzufriedenheit und eine subjektive Verschlechterung der Lebensqualität sind in den allermeisten Fällen nicht Ergebnis äußerer Umstände, sondern eines konstruierten Selbst- und Gesellschaftsbildes, maßgeblich beeinflusst durch den Konsum negativer Nachrichten – nebensächlich ob in Form von Fakten, Fake News oder die Masse an Empörungsäußerungen in sozialen Medien sowie den Kommentaren am mitunter meterlangen Fußende zahlreicher Artikel. Der von mir schon allein wegen seiner Gespräche mit Heinz von Foerster geschätzte Bernhard Pörksen hat sich damit in Die große Gereiztheit befasst. 

 

Lesestoff gibt es zuhauf. Die Frage ist nur, mit welcher Nahrung wir unseren Geist füttern – ganz wie in dem Gleichnis der Cherokee-Indianer mit den zwei Wölfen, die in unseren Brüsten wohnen: Füttern wir den Anteil in uns, der Feindbilder konstruiert und sich mit Empörung und Hass für den Krieg gegen sie rüstet? Oder füttern wir lieber den Anteil in uns, der den eigenen Beitrag am Weltgeschehen in den Blick nimmt – dem ökologischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fußabdruck: Wie viel Energie und materielle Ressourcen verbrauche ich? Wie behandle ich meine Mitmenschen? Wie spreche ich mit und über andere und womit verdiene ich mein Geld? So begründe ich zweifach, weshalb ich auf den Konsum bestimmter Bücher verzichte: Erstens möchte ich meinen Geist nicht mit Fingerpointing füttern und zweitens keine Autoren und Verlage unterstützen, die mit etwas aus meiner Sicht Unheilsamen Geld verdienen. 

 

Stichwort Heilsamkeit: Abschließend möchte ich noch zwei weitere mich sehr berührende Produkte mit geradezu heilsamer Wirkung empfehlen: Ein unvermeidliches Geschenk. Eine märchenhafte Geschichte über den Sinn des Lebens – auch geeignet, seinem unternehmerischen Grundmotiv tiefer auf die Spur zu kommen. Das andere ist das Debüt einer der letzten Holocaust-Überlebenden Dr. Edith Eva Eger. Sie erzählt unprätentiös ihre Lebensgeschichte, tritt in die Fußstapfen von Victor Frankl und bleibt dabei ganz eigenständig. In meiner Coachingarbeit hat sie mich tief und unmittelbar beeinflusst. Das Buch heißt Ich bin hier, und alles ist jetzt. Warum wir uns jederzeit für die Freiheit entscheiden können.

 

Auf ein gesundes heilsames und mit eigener Friedfertigkeit praktiziertes 2019!

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