Der etwas andere geostrategische Blick

Wo lauert die Gefahr?

 

Die Gefahr lauert dort, wo du hinsiehst und eine Gefahr ausmachst. Und das ist wiederum von deinem Charakter (Werte, VMeme… was das sein soll, erkläre ich woanders) abhängig. 

 

Auffällig, dass Kritik an Machtstrukturen, (Konsum-)Gewohnheiten sowie Lebensstilen und Verhaltensweisen, die anderen schaden (könnten) stets von einer anderen Ecke kommt als von dort wo Erzählungen die Runde machen über die Hintergründe von Inflation, Überschuldung, Migration, Corona-Maßnahmen und den Überfall Russlands auf die Ukraine.

Atlas wirft hier gar nichts ab

Auch wenn es theoretisch schier unendliche Kombinationen aus Teilen der einen und der anderen Ecke durchaus gibt, ist eine klare Polarisierung nach beiden Seiten unübersehbar. Es sind Kräfteverhältnisse, die im ersten Fall bestehende und als schreiend ungerecht bist überlebensfeidlich für die gesamte Menschheit gelesene Machtstrukturen verändern wollen und im zweiten Fall bestehende Machtstrukturen erhalten bzw. dort wo sie bereits am bröckeln sind sie unbedingt wieder herstellen wollen: zum Beispiel Antidiskriminierungsgesetze und Genderstudies abschaffen, multilaterale Verträge kündigen und durch bilaterale Wirtschaftsverträge zu Gunsten des Stärkeren ersetzen. Im letzteren Fall würde die Metapher Great Reset passen. Allerdings steht diese Dank eines prominenten Buchtitels für den ersten Kräftepol, für die auch die SDGs der UN, zivilgesellschaftliche NGOs und demokratisch legitimierte Institutionen in Deutschland stehen. Den anderen Pol bedienen ausnahmslos alle rechtspopulistische Parteien, die Putin-Regierung, Interessenverbände einiger in die Defensive geratender Industriezweige, ein kleinerer Teil von CDU und CSU sowie ein größerer Teil der FDP. Um die beiden Pole mit eingeführten Etiketten zu markieren, verwende ich frei nach Roger de Weck für die ersten Elite, für die zweiten Establishment. Pikant ist: Auf dem Establishment-Pol verbreitet man das Narrativ, Elite und Establishment wäre dasselbe und man selbst eine von beiden abgetrennte dritte Kategorie: das Volk. Genau das macht die Angelegenheit äußerst würzig.

Elite Establishment

 

Kulturelle Polkappen vereisen

 

Diese Polarisierung hat zunächst gar nichts Geostrategisches. Jedoch lassen sich die Pole geostrategisch sehr gut zuweisen: Die USA stehen stark in der Defensive und sind im Innern durch starke Kräfte des Establishments im Würgegriff. Die EU versucht beide Pole zu versöhnen, was sie ebenfalls in die Defensive bringt. Sie befindet sich dank der EU-Institutionen weit stärker im Sog des Elite-Pol. China hat aufgrund kaum vorhandener Altlasten im Zusammenhang mit dem Establishment-Pol gute Karten, eine sehr skurrile Perversion des Elite-Pols auf dem Globus auszuspielen. Russland ist das genaue Gegenstück: es hat nichts, was China hat, außer einen barbarischen Mythos, mit dem der Establishment-Pol besonders aggressiv aufgeladen ist und sich seit Jahren breit macht. Bis tief nach Westeuropa schicken sich zerstörerische Narrative an, den Boden für eine geostrategische Eroberung zu bereiten, die nicht nur Iwan Iljin, sondern auch Oswald Spengler alle Ehre erweisen würde.

 

Die Polarisierung zwingt geradezu zu einer Parteinahme, egal wie pluralistisch und tolerant gegenüber Andersdenkenden jemand auch immer sein mag. Denn es scheint aus Sicht beider Seiten um das Überleben zu gehen. Und wenn es um die sprichwörtliche Wurst des eigenen Körpers geht, werden nun einmal keine Gefangenen gemacht.

That’s it!

 

Auf eine ganz andere Weise wird in einem älteren Artikel dieselbe Polarisierung beschrieben.

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